zurück in der kleinstadt, hatte die ehre, nach wochen endlich auch mal in den genuß von „control“ zu kommen – jaja, ian curtis, joy division, england, 1980, ihr wißt schon.
anton corbijn ist in erster linie fotograf, nicht erzähler. somit ist „control“ in auch nicht direkt ein musikfilm (subjektiv gesehen), sondern ein narzisstischer eiertanz des ian c. banale, wie aber auch essentielle fragen werden einfach mal im zuge dessen wegrationalisiert oder nicht ebenbürtig verflochten – z.b. wie herr curtis denn überhaupt seine mates trifft und die musik als ausdrucksmittel entdeckt und so. wer in so einer kleinen verschissenen sozialwohnung mit mum&dad wohnt, hat das geld für die erste gitarre – wo bitte her? vom sozialamt?
der bruch mit der welt von rockstarhausen und curtis‘ gang zum arbeitsvermittler (als the arbeitsvermittler himself) ist köstlich – nur, woher hat der junge den job? fragen über fragen. werden nicht aufgeklärt, stehen im raum für eine generation post-joy-division.
ganz sehr ärgerlich ist der part der frauen in diesem film. corbijn wants to tell a tale and they are only props to the setting. debbie, der name ist programm, blond, englisch, girly, proper. endlos tolerante liebende hausfrau mit kind an einer hand und der schmutzigen unterbuxe des northern lad und im grunde peter-pan-kindmannes ian in der anderen. debbie, die zum schweigen und entrüstet still leidende degradierte, die in vielen zweideutig-eindeutigen situationen den mund nicht aufkriegt und immer wieder zurückkommt, immer wieder am telefon wartet oder einfach nur zuhause den existentialistischen haushalt schmeißt bis der göttergatte doch noch tee will und „ins bett kommt“ (eine mama würde es nicht anders sagen). und dann dieser reve-noire in high heels und tightem dress, annick, gespielt vom a.m. lara. ihre rolle? wunderschön aussehen, dem helden die schweißnassen haare zärtlich aus dem gesicht streichen, ein bißchen die augen rollen und auf-und-zu-machen, hach ist das wieder alles intensiv hier. „ich habe angst mich in dich zu verlieben“, excuse me, wo sind wir denn? albern. am schluß viel weinen und von den mates getröstet werden, aber immer noch wunderschön aussehen, ach ja. der rest der, ähem, frauen sind fans, ganz vorne, mittwippen, pony schnippen, gut aussehen, bloß nichts sagen, aber sich dann wegen so’ner ollen umbringen.
musikalisch wird irgendwie auf „love will tears us apart“ hingearbeitet, das dann auch schön eindeutig am richtigen punkt gespielt wird, na dann, von mir aus. geradezu dämlich jedoch die schlußszene mit „atmosphere“ und einer schreienden frau, die gerade ihren ehemann erhängt in der küche gefunden hat. als ob so ein ereignis, eine solche szene nicht schon von intensiv genug wäre, nein, corbijn legt noch einen netten sülz mit dem synthie von „atmosphere“ oben drauf. als ob es nicht stille bräuchte, ist nicht alles gesagt worden, die revolution hat ihre kinder gefressen und das böse grummeln und nervöse augenzucken sind für immer verstummt. tja. aber es geht ja um die bilder, nicht wahr. die synopse reitet
abschließend auf curtis‘ liebesleben rum als ob das plötzlich zentraler wäre als die musik – also was nun, biographie oder rockoper? eher videoclip mit bewegten stills, schwarz-weiß für diejenigen, die noch nicht ganz wissen, oha, gleich wird’s richtig minimal und ernst.
nein nein, dennoch ein schöner film, ohne zweifel. jedes bild, jedes einstellung ein meisterwerk der beobachtung, der inszenierung eines durchaus mythenreichen stoffes und eines rockstar-klassikers. die musik, die dünnen und blassen gesichter des prä-heroine-chic, das nervöse und deprimierende dieser zeit, und überhaupt, manchester. traumhafte szenen, ian gelangweilt und müde vorm fernseher, mutter curtis beim sockenstopfen, ian mit den worten HATE auf den mantel geschmiert (allerbest of best!), aber eben – ian. nimm uns mit in deine autistisch-eingeschränkte welt, in der man nicht versteht, WAS denn nun wirklich zum suizid führte. love, money, fame, the everyday bit of boredom piled up as depression. he’s lost control again, aber kontrolle brauchen v.a. unsichere menschen und da schlingert der film wieder gefährlich in seinen poeto-gleisen. unschlüssig, diese geschichte, wortwörtlich.
postedit: this film will be finally remembered as depicting a time when people still smoked and they had real telephones, dude.